Selbstverständlich gehören zu einer Schilderung meiner Arbeit natürlich auch ein paar Fotos, angefangen mit meinem Arbeitsplatz. Am ersten Tag dachte ich nur "Huch, ganz schön kleiner Bildschirm", von Webprint war ich natürlich 2 große Monitore nebeneinander gewöhnt. Doch letzten Endes sitze ich so selten an meinem Schreibtisch, dass der kleine Bildschirm gar nicht mehr auffällt.
Ich würde ja gerne noch viel mehr Fotos von unserer "Box" machen, in der ich mit meinen 2 Kolleginnen arbeite. Leider ist das echt nicht drin, da bei uns wirklich überall Stoffe und Kleidungsstücke aus der 1320 (Winterkollektion 2013) hängen und das natürlich noch 'geheim' ist ;)
Momentan läuft wirklich die heiße Phase und es gibt sehr viel zu tun. So langsam müssten eigentlich die meisten Stoffe bestellt werden, allerdings machen uns die Designer ganz gerne mal einen Strich durch die Rechnung indem sie sich etwas anderes überlegen. Plötzlich ist der ausgesuchte Stoff doch nicht mehr so toll oder das Modell wird ganz verworfen.
Wenn wir über neue Stoffe sprechen, dann kommen wir auch schon zu einem großen Aufgabenbereich von mir. Alle neuen Stoffe laufen nämlich erstmal über mich. Zum Beispiel die Stoffe die wir auf der Stoffmesse die letztens in München war, bestellt haben.
Die packe ich dann immer aus und nehme sie auf. Das heißt ich mache Laschen die in unserem Regal aufgehängt werden, kennzeichne die Ware fürs Atelier, schaue nach den Preisen, kontrolliere natürlich ob alles angekommen ist, suche die Rechnung dazu usw.
Ich finde es immer wieder toll, wenn ein neuer Stoff ankommt und finde es spannend zu sehen was es denn ist. Besonders gerne mag ich die Stoffe aus 100% Seide (fühlt sich einfach toll an) oder dicke Mäntelstoffe die schön kuschelig sind. Die letzten zwei Tage hatte ich auch 2 tolle Mäntelstoffe mit einem Silber bzw. Kupfer Coating, das ist wirklich mal was besonderes. Ich stelle mir dann immer vor, was ich daraus nähen würde und denke mir oft "oh toll, aus dem Stoff hätte ich auch gerne ein Teil!".
Wenn ich immer die tollen teuren und hochwertigen Stoffe in der Hand habe, denke ich mir oft wie ich überhaupt noch etwas bei H&M kaufen kann, wo das doch alles nur billiger Schrott ist. Aber gut, ich werde dort wohl trotzdem weiterhin einkaufen, letzten Endes ziehe ich dann nämlich doch meistens 3-4 neue günstige Saison-Teile einem einzigen hochwertigem Teil vor. Es sei denn es geht um Schuhe und Accessoires, da sieht das ganze etwas anders aus ;)
Zurück zu den Stoffen ist es dann natürlich entscheidend was daraus genäht werden soll. Oft gebe ich Warentests in Auftrag, d.h. wir lassen aus dem Stoff das Kleidungsstück im hauseigenen Atelier nähen um es dann Probetragen zu können. Das Probetragen kommt dann immer den Mitarbeiterinnen zuteil die in Größe 36 passen. Das sind gar nicht mal so viele wie man erwarten würde. So kam es dann auch diese Woche dazu, dass ich 2 Tage lang eine Hose tragen musste. Sie war wirklich schick, toller Schnitt, etwas sweatpants mäßig, aber da die Stoffe ja nie in den Farben ankommen in denen sie am Ende auch verkauft werden (dafür ist die Phase zu früh), hatte sich der Lieferant für einen schönen beige Ton entschieden der leider etwas an Erbrochenes erinnerte. Meine beiden Kolleginnen entschuldigten sich direkt bei mir und meinten, dass die Farbe leider wirklich nicht so schön wäre.
Da stand ich dann nun mit meiner Kotzhose und musste mir abends überlegen wie ich das gute Stück denn kombinieren würde. Meine Wahl fiel ziemlich schnell auf schwarz: schwarzes Shirt, schwarzer Blazer, schwarze Schuhe und eine große goldene Kette. Richtig schwierig wurde es dann am zweiten Tag, denn es war ja schon schlimm genug, dass ich zweimal hintereinander die gleiche Hose anziehen musste. Da wollte ich nicht auch schon wieder mit der gleichen Farbkombination aufwarten.
Zum Glück kam mir irgendwann die glorreiche Idee die Hose mit rot zu kombinieren und mit rotem Blazer, schwarzem Shirt und roten Schuhen sah es dann doch ganz vertretbar aus.
Lustigerweise bekam ich an beiden Tagen viele Komplimente und das obwohl wir alle doch die Farbe so hässlich fanden. Anderen schien sie scheinbar zu gefallen.
Gestern habe ich die Hose dann nach dem Tragen ausgemessen um zu schauen ob sich die Maße durchs Tragen verändert haben. Außerdem wird geschaut ob es irgendwelche Auffälligkeiten am Stoff gibt. Die gab es aber nicht, also stopfte ich sie in die Waschmaschine um sie dann Montag wenn sie getrocknet ist, erneut auszumessen.
Da der Stoff allerdings bei den Qualitätstest in puncto Scheuern nicht sehr gut abgeschnitten hatte, werde ich sie wohl nächste Woche noch mal tragen müssen. 2 Tage haben scheinbar nicht ausgereicht.
Ich merke dass dieser Post schon ziemlich lang geworden ist, deswegen erzähle ich dann ein anderes Mal mehr zu meinen anderen Aufgaben, worunter nämlich auch die oben erwähnten Qualitätstests fallen.