Samstag, 29. September 2012

Die arbeitende Bevölkerung

Heute möchte ich euch einmal einen Einblick in meinen Arbeitsalltag zeigen. Nachdem ich gestern dem Oktoberfest-Bier gut zugesprochen habe, ist mir nämlich heute eher nach einem ruhigen Abend zuhause.

Selbstverständlich gehören zu einer Schilderung meiner Arbeit natürlich auch ein paar Fotos, angefangen mit meinem Arbeitsplatz. Am ersten Tag dachte ich nur "Huch, ganz schön kleiner Bildschirm", von Webprint war ich natürlich 2 große Monitore nebeneinander gewöhnt. Doch letzten Endes sitze ich so selten an meinem Schreibtisch, dass der kleine Bildschirm gar nicht mehr auffällt.


Ich würde ja gerne noch viel mehr Fotos von unserer "Box" machen, in der ich mit meinen 2 Kolleginnen arbeite. Leider ist das echt nicht drin, da bei uns wirklich überall Stoffe und Kleidungsstücke aus der 1320 (Winterkollektion 2013) hängen und das natürlich noch 'geheim' ist ;)
Momentan läuft wirklich die heiße Phase und es gibt sehr viel zu tun. So langsam müssten eigentlich die meisten Stoffe bestellt werden, allerdings machen uns die Designer ganz gerne mal einen Strich durch die Rechnung indem sie sich etwas anderes überlegen. Plötzlich ist der ausgesuchte Stoff doch nicht mehr so toll oder das Modell wird ganz verworfen.

Wenn wir über neue Stoffe sprechen, dann kommen wir auch schon zu einem großen Aufgabenbereich von mir. Alle neuen Stoffe laufen nämlich erstmal über mich. Zum Beispiel die Stoffe die wir auf der Stoffmesse die letztens in München war, bestellt haben.
Die packe ich dann immer aus und nehme sie auf. Das heißt ich mache Laschen die in unserem Regal aufgehängt werden, kennzeichne die Ware fürs Atelier, schaue nach den Preisen, kontrolliere natürlich ob alles angekommen ist, suche die Rechnung dazu usw.
Ich finde es immer wieder toll, wenn ein neuer Stoff ankommt und finde es spannend zu sehen was es denn ist. Besonders gerne mag ich die Stoffe aus 100% Seide (fühlt sich einfach toll an) oder dicke Mäntelstoffe die schön kuschelig sind. Die letzten zwei Tage hatte ich auch 2 tolle Mäntelstoffe mit einem Silber bzw. Kupfer Coating, das ist wirklich mal was besonderes. Ich stelle mir dann immer vor, was ich daraus nähen würde und denke mir oft "oh toll, aus dem Stoff hätte ich auch gerne ein Teil!".
Wenn ich immer die tollen teuren und hochwertigen Stoffe in der Hand habe, denke ich mir oft wie ich überhaupt noch etwas bei H&M kaufen kann, wo das doch alles nur billiger Schrott ist. Aber gut, ich werde dort wohl trotzdem weiterhin einkaufen, letzten Endes ziehe ich dann nämlich doch meistens 3-4 neue günstige Saison-Teile einem einzigen hochwertigem Teil vor. Es sei denn es geht um Schuhe und Accessoires, da sieht das ganze etwas anders aus ;)

Zurück zu den Stoffen ist es dann natürlich entscheidend was daraus genäht werden soll. Oft gebe ich Warentests in Auftrag, d.h. wir lassen aus dem Stoff das Kleidungsstück im hauseigenen Atelier nähen um es dann Probetragen zu können. Das Probetragen kommt dann immer den Mitarbeiterinnen zuteil die in Größe 36 passen. Das sind gar nicht mal so viele wie man erwarten würde. So kam es dann auch diese Woche dazu, dass ich 2 Tage lang eine Hose tragen musste. Sie war wirklich schick, toller Schnitt, etwas sweatpants mäßig, aber da die Stoffe ja nie in den Farben ankommen in denen sie am Ende auch verkauft werden (dafür ist die Phase zu früh), hatte sich der Lieferant für einen schönen beige Ton entschieden der leider etwas an Erbrochenes erinnerte. Meine beiden Kolleginnen entschuldigten sich direkt bei mir und meinten, dass die Farbe leider wirklich nicht so schön wäre.
Da stand ich dann nun mit meiner Kotzhose und musste mir abends überlegen wie ich das gute Stück denn kombinieren würde. Meine Wahl fiel ziemlich schnell auf schwarz: schwarzes Shirt, schwarzer Blazer, schwarze Schuhe und eine große goldene Kette. Richtig schwierig wurde es dann am zweiten Tag, denn es war ja schon schlimm genug, dass ich zweimal hintereinander die gleiche Hose anziehen musste. Da wollte ich nicht auch schon wieder mit der gleichen Farbkombination aufwarten.
Zum Glück kam mir irgendwann die glorreiche Idee die Hose mit rot zu kombinieren und mit rotem Blazer, schwarzem Shirt und roten Schuhen sah es dann doch ganz vertretbar aus.
Lustigerweise bekam ich an beiden Tagen viele Komplimente und das obwohl wir alle doch die Farbe so hässlich fanden. Anderen schien sie scheinbar zu gefallen.
Gestern habe ich die Hose dann nach dem Tragen ausgemessen um zu schauen ob sich die Maße durchs Tragen verändert haben. Außerdem wird geschaut ob es irgendwelche Auffälligkeiten am Stoff gibt. Die gab es aber nicht, also stopfte ich sie in die Waschmaschine um sie dann Montag wenn sie getrocknet ist, erneut auszumessen.
Da der Stoff allerdings bei den Qualitätstest in puncto Scheuern nicht sehr gut abgeschnitten hatte, werde ich sie wohl nächste Woche noch mal tragen müssen. 2 Tage haben scheinbar nicht ausgereicht.

Ich merke dass dieser Post schon ziemlich lang geworden ist, deswegen erzähle ich dann ein anderes Mal mehr zu meinen anderen Aufgaben, worunter nämlich auch die oben erwähnten Qualitätstests fallen.





Mittwoch, 12. September 2012

Meine erste Woche in München

Da ja nun wieder einige Zeit herum ist, werde ich es mal nicht zu ausführlich beschreiben.
Als ich nach langer Autofahrt mit Mama's Auto (das Bremskabel des armen Passats hat es nicht mehr geschafft) endlich in München ankam, war ich ziemlich kaputt.
Die ersten Tage plagte mich das Heimweh, am liebsten hätte ich alles zusammengepackt und wäre wieder nach Enschede. Was hätte ich dafür gegeben einfach wieder ganz normal weiter zu studieren!! Der Katzenjammer war sehr groß..
Am ersten Arbeitstag wurde es dann schon besser. Alle waren wirklich sehr nett zu mir und wie es bisher aussieht habe ich auch wirklich Glück mit meiner Abteilung. Zumindest geben sich alle viel Mühe und ich habe schon gut zu tun. Außerdem gibt es einige andere sehr nette Praktikantinnen mit denen ich immer meine Mittagspause in der Kantine verbringe.
Das frühe Aufstehen fällt mir leider immer noch ziemlich schwer und durch die einstündige Fahrt zur Arbeit, habe ich leider auch wenig davon, dass ich eigentlich erst um 9 Uhr da sein muss.
Die ersten Tage fiel ich immer halb tot ins Bett wenn ich nach Hause kam und verbrachte den Abend mit vielen Telefonaten, wovon besonders einige mit Dennis sehr tränenreich waren.

Glücklicherweise rückte das Wochenende schnell näher und München wollte erkundet werden. Es begann damit dass Freunde meines Mitbewohners Manuel vorbeikamen und wir das Wochenende auf dem Balkon mit leckeren Hugos einläuteten. Der einzige Fehler den ich an diesem Abend beging, war mich überreden zu lassen um doch noch mit feiern zu gehen. Im Club angekommen, erwartete uns eine äußerst seltsame 60er Jahre Party.. Zusammenfassung: komische Menschen, lange Haare, seltsame Frisuren, lange nicht gesehene Kleidung und das Ganze dann zu Oldie Musik auf die alle äußerst komisch tanzten. Nunja, ich dachte mir, jetzt bin ich schonmal hier, also machen wir das Beste draus. Also habe ich mehr oder weniger erfolgreich versucht mein Tanzbein zu schwingen. Anfangs war die Musik noch ganz nett, es war halt mal was anderes. Nach einer Stunde konnte man es aber nicht mehr hören und gehen lassen konnte ich mich bei der Musik sowieso nicht.
Innerlich überlegte ich also die ganze Zeit wann wohl der geeignete Zeitpunkt wäre, an dem ich gehen könnte, ohne dass es unhöflich rüber käme.. Glücklicherweise wurde ich erlöst, den anderen schien es auch nicht so gut zu gefallen. Und da nahm das Elend seinen Lauf. Zu Fuß liefen wir gefühlte 10km zu einer WG-Party eines Bekannten, nur um dort festzustellen, dass dort nichts mehr ging. Dann wurden gefühlte weitere 10km zu einem anderen Club zurückgelegt (mit ABSÄTZEN!), welchen wir dann gegen 3 Uhr erreichten. Als ich hörte, dass es 10€ kosten sollte, war für mich Schluss mit lustig. Ich wollte nur noch nach Hause und in mein Bett! Man muss dazu sagen, dass ich bereits den ganzen tag stehend im Labor mit Qualitätstest verbracht hatte. Also pfiff ich Manuel zurück und er wollte glücklicherweise auch nach Hause. Die U-Bahnen fuhren leider nicht mehr, also mussten wir den Nachtbus nehmen, dessen Haltestelle leider wieder gefühlte 10km von unserer WG entfernt liegt.
Endlich angekommen, fiel ich tot ins Bett.

Samstags schliefen wir dann beide lange (meine anderen beiden Mitbewohner Benno und Daniel waren noch in Urlaub) und ich ließ den Tag langsam angehen. Bett und Telefon brachten mich durch den Tag bis Manuel gegen 6 an meine Tür klopfte und wir beschlossen zu grillen. Abends kamen die anderen beiden zurück und ich lernte das erste Mal meine komplette WG kennen. Der erste Eindruck war gut, beide schienen noch etwas betrunken zu sein und waren etwas angeschlagen.

Sonntags dann klappte es leider nicht mehr so gut mit dem lange schlafen. Was sollte ich also anstellen mit meinem freien Tag und dem guten Wetter? Bei Facebook gibt es eine Gruppe "Neu in München" wo Leute immer reinschreiben wenn sie etwas machen wollen. Also fragte ich nach Leuten die Lust hätten was draußen zu machen. Ich dachte dabei eigentlich mehr an Biergarten, Isar, Eis essen oder ähnliches.. Letzten Endes fragte mich Ahmed ob ich nicht Lust hätte mit aufs Superrave zu kommen. An ein Festival hatte ich nun als letztes gedacht, aber da mich die anderen Angebote eher weniger überzeugten, sagte ich zu! Und ich habe es definitiv nicht bereut! Ahmed und eine Freundin von ihm, Anette, waren super nett und zusammen haben wir einen tollen Tag verbracht! Von halb vier bis um halb 12 haben wir viel getanzt und gequatscht. Die Musik war wirklich klasse und ganz nach meinem Geschmack.

Leider war das Aufstehen am nächsten Tag dann weniger toll und ich habe mich mehr oder weniger durch den Montag gequält. Und da ich ja jede Gelegenheit nutzen möchte um mich unters Volk zu mischen, bin ich Montag Abend dann mit Larissa (aus meiner Heimat, wir waren zusammen in der Schule) zu einer WG-Party ihrer Freundin gegangen, die übrigens auch mit meinem Mitbewohner Benno befreundet ist. Dort habe ich mich wirklich sehr gut amüsiert, alle waren super nett, ich hatte tolle Gespräche und ganz im Gegensatz zu Larissas Behauptung waren die Maschinenbauer gar nicht so nerdy wie ich es mir ausgemalt habe. Am liebsten wäre ich noch ewig geblieben, da die Stimmung wirklich super war und es total gesellig war. Leider hatte ich meinen klingelnden Wecker im Hinterkopf, was mich dazu bewegte die Party irgendwann zu verlassen. Nach nur 4 Stunden Schlaf ging der Wecker und Arbeit war angesagt. Wenn ich dachte dass ich mich schon Montag durch den Tag gequält habe, dann war der Dienstag nichts dagegen! In jedem unbeobachteten Moment (daher gibt es leider fast nie welche) schloss ich schnell meine Augen und versuchte gegen die Müdigkeit anzukämpfen.

Gestern (Dienstag) verzichtete ich dann auf Bennos Trachtenabend und ging früh schlafen, heute war es schon anstrengend genug auf der Arbeit! Sehr passend meinte meine Kollegin heute "Normalerweise fangen unsere Praktikantinnen ja immer langsam an.. aber du musstest ja wirklich direkt im fünften Gang starten!". Ich finde das sagt genug!
Im nächsten Post werde ich dann mal etwas mehr über meine Arbeit berichten und was ich dort den ganzen Tag so mache.. :P

Wieso dieses Blog?

Mein Blog.. Tja, wieso mache ich das hier eigentlich? Ein Auslandspraktikum mache ich zwar schon, aber mit einem besonderen Land kann ich ja nicht gerade aufwarten.. ;)

Das ganze hat also mehr praktische Gründe. Ich möchte euch gerne an meinem Leben hier im 'fernen' Bayern teilhaben lassen, ohne dass ich jedem von euch die gleiche Mail schreiben muss..
Ich gehöre nämlich jetzt zur (Vollzeit) arbeitenden Bevölkerung, das heißt ich habe weniger Zeit :P
Außerdem kann ich so meine Gedanken teilen.. wie auch immer sie dann ausfallen..